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Neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge liegt die Domestikation des Hundes mehr als 36.000 Jahre zurück. In dieser Zeit haben sich zahlreiche Rassen mit unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten bzw. Körper- und Fellstrukturen entwickelt. Viele von ihnen weisen nur noch verschwindend wenig Ähnlichkeit mit dem nahe verwandten Wolf auf. Eines aber ist bei allen Hunden bis heute gleich geblieben: die Bedeutung ihres Haarkleides und der daraus resultierende Pflege-Anspruch.
Haare – wichtig und gesund
Ganz gleich, ob Sie Ihrem Hund regelmäßig die Haare schneiden oder es „natürlich schön“ lassen: Sein Fell erfüllt eine Vielzahl wichtiger Funktionen. Zum einen verleiht es ihm ein individuelles Aussehen, anhand dessen sich Ihr Tier von Artgenossen der gleichen Rasse unterscheiden lässt. Zum anderen dient das Haar als Kommunikationsmittel: Je nachdem, ob es anliegt oder gesträubt ist, zeigt es den aktuellen Gemütszustand des Hundes und damit verbundene Warnsignale an. Die dritte und wesentlichste Aufgabe des Fells aber besteht darin, die darunter liegende Haut vor Kälte, Verletzungen, UV-Strahlung und Feuchtigkeit zu schützen bzw. das Eindringen von Viren, Bakterien oder Pilzen zu erschweren. Aufgrund dieser vielfältigen Bedeutung ist die richtige Pflege des Fells sehr wichtig.
Indirekte Fell-Pflege
Diese beginnt an einem Punkt, wo noch gar keine direkte Berührung erfolgt und an Haare schneiden noch gar nicht zu denken ist: bei der Ernährung. Zur Aufrechterhaltung sämtlicher Körper-Funktionen benötigt Ihr Hund eine Kost, die ihn ausreichend mit Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen versorgt. Diesbezüglich mangel- oder fehlerhaft ernährte Tiere zeigen über kurz oder lang ein
- glanzloses
- sprödes
- partiell fettiges
- lokal oder komplett ausfallendes
Fell.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der indirekten Pflege ist, dass Sie Ihrem Hund genug Gelegenheit geben, sich zu scheuern – unabhängig davon, ob Sie ihm die Haare schneiden oder nicht. Im Gegensatz zum menschlichen Schopf oder dem Fell manch anderer Tiere fallen Hunde-Haare nicht von allein aus, sondern werden lediglich locker. Um den „Überschuss“ loswerden zu können, muss sich Ihr Hund an verschiedenen Gegenständen reiben (dürfen).
Bürsten
Besser ist es jedoch, wenn Sie diesen natürlichen Vorgang durch regelmäßiges Bürsten unterstützen. Sie entfernen damit nicht nur lockere Haare und Schmutz, sondern auch Knötchen und Verfilzungen, in denen sich leicht Parasiten ansammeln. Darüber hinaus regt eine Bürstenmassage die Durchblutung der Haut an und sorgt dafür, dass sich der schützende Talg gleichmäßig im gesamten Fell verteilt. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt ist, dass Sie durch eine solche Pflegemaßnahme die soziale Bindung zwischen sich und Ihrem Tier fördern bzw. festigen.
Die Häufigkeit des Bürstens richtet sich nach
- der Länge des Fells
- dem Grad der Verschmutzung
- dem eventuell gerade in Gang befindlichen Fellwechsel
Generell wird vom Kopf ausgehend über den Körper Richtung Schwanz gebürstet – also stets mit dem Strich. Um Ihren Hund an diese Prozedur zu gewöhnen, empfiehlt es sich, bereits im Welpenalter regelmäßige Bürstenmassagen durchzuführen und mit Übungen zum Haare-Schneiden zu beginnen.
Baden
Gleiches gilt für die Gewöhnung an ein eventuell notwendiges Bad. Obwohl Hunde ihre Haut und ihr Fell in der Regel selbst reinigen, kann sich nach manchem Spaziergang eine „Spezialbehandlung“ erforderlich machen. Hierfür sollten Sie lauwarmes Wasser und ein eigens für Hunde konzipiertes Shampoo benutzen. Es schont den empfindlichen Säureschutzmantel der Haut und sorgt gleichzeitig für glänzendes, weich fallendes Haar.
Eine Alternative zur Nassreinigung sind spezielle Schaumlösungen oder Trocken-Shampoos. Sie werden aufgesprüht, in das Fell eingearbeitet und anschließend mit einem weichen Tuch wieder ausgestrichen – ideal für Tiere, die Wasser nicht mögen oder sich aus anderen Gründen vor Badewanne und Duschschlauch fürchten. Unabhängig davon empfehlen sich diese Produkte auch unmittelbar vor dem Haare-Schneiden mit elektrischen Geräten.
Barbieren
Dass Sie Ihren Hund auch daran erst gewöhnen müssen, versteht sich von selbst. Genauso wichtig ist es aber, dass Sie sich vor einer geplanten Schur umfassend über die Bedürfnisse der von Ihnen gehaltenen Rasse informieren. Indem Sie einem Tier die Haare schneiden (lassen), verpassen Sie ihm nicht nur eine pfiffige Frisur, sondern greifen zugleich in seine natürlichen Schutzmechanismen ein. Erfahrene Hunde-Friseure wissen das und raten gegebenenfalls von allzu extremen Wünschen ab.
Bei bestimmten Rassen hingegen sind selbst Experten dafür, regelmäßig nachzustutzen. Eine solche Empfehlung muss nicht immer das komplette Fell betreffen, sondern kann sich auch auf einzelne Körperregionen beziehen. So neigen einige Hunde an den Lefzen, oder Ohren sowie über der Stirn zu besonders starkem Bewuchs. Wenn Sie an solchen kritischen Stellen Haare schneiden, tragen Sie ebenso zum Wohlbefinden wie zur Gesunderhaltung Ihres Tieres bei. Die überhängenden Fellbüschel behindern nämlich nicht nur die Futteraufnahme, das Gehör oder die Sicht, sondern tragen durch Verschmutzungen und Verfilzungen auch zur Ausbreitung von Krankheiten bei.
Oft vernachlässigt
Ein Grund übrigens, warum Sie in die Fell-Pflege auch die Stellen einbeziehen sollten, an denen eigentlich gar nichts wächst: Kontrollieren Sie regelmäßig die Ballen und Zehen-Zwischenräume Ihres Hundes. Dort befindliche Haare schneiden Sie soweit wie möglich zurück, damit sich auf Spaziergängen keine Steinchen, Schmutz- oder Eisklumpen festsetzen können. In den Herbst- und Wintermonaten verhindern Sie damit außerdem, dass Ihr Hund auf überfrorenen Flächen ins Rutschen kommt.