Vegane Hundeernährung: Wirklich sinnvoll?

  

Überzeugt vegetarisch oder vegan lebenden Tierhaltern fällt es nicht leicht, Fleisch als Nahrung für ihren Hund zuzubereiten. Eine abwechslungsreiche vegane Ernährung kann durchaus eine Alternative zum Dosenfleisch sein. Doch diese Form der Ernährung ist umstritten. Mögliche Probleme sind Mangelerscheinungen, die aber auch bei reinem Dosenfutter auftreten können und eine besonders sorgfältige Auswahl der Nahrungsmittel erfordern.

Ist eine vegane Ernährung für Hunde artgerecht?

Als Vorteile der veganen oder auch vegetarischen Ernährung werden geruchsarme Ausscheidungen und weniger Verdauungsprobleme genannt. Kritiker führen an, dass die Ernährung ohne Fleisch unnatürlich sei und zu Mangelzuständen führen kann. Die Entwicklungsgeschichte des Haushundes zeigt allerdings, dass auch fleischlose Nahrung zum Speiseplan der Tiere gehört. Hunde stammen vom Wolf ab und wurden über Jahrtausende domestiziert, das heißt an das Zusammenleben mit dem Menschen gewöhnt. Sowohl Hund als auch Wolf nehmen teils fleischlose Speisen zu sich, was bedeutet, dass sie Fleisch zwar bevorzugen, sie aber zusätzlich Gemüse oder Körner fressen. Insbesondere Hunde haben im Verlauf der Domestizierung oft ähnliche Speisen wie der Mensch gegessen – und damit auch fleischlose Kost.

Fleisch garantiert die Zufuhr an Vitamin E, B 12 und Mineralstoffen wie Jod, Eisen, Phosphor, Kalzium und Proteinen. Diese befinden sich in rohem Fleisch, aber ebenso in pflanzlicher Kost. Viele Hundehalter nutzen Soja als Alternative, da die Pflanze ein guter Eiweißlieferant ist. Hier fehlen allerdings die erwähnten Mineralstoffe, sodass diese ergänzend verabreicht werden müssen. Um einer Mangelernährung vorzubeugen, sollte die vegetarische Ernährung daher mit dem Tierarzt abgestimmt werden.

Es gibt sogar Hunde, die aufgrund von Vorerkrankungen möglichst fleischlos ernährt werden sollten. Ein Beispiel ist die Gicht. Diese Stoffwechselerkrankung entsteht bei einem zu hohen Anteil an tierischem Eiweiß, gerade bei älteren Tieren. Die Folge sind Ablagerungen in den Gelenken und damit einhergehende Entzündungen. Neben der medikamentösen Therapie gehört es zur Behandlung, dass die Tiere zumindest mehrere Wochen lang ohne tierische Eiweiße ernährt werden und stattdessen etwa gekochte Kartoffeln und Möhren, Nudeln oder Reis erhalten.

Fleischlose Ernährung und das Risiko von Infektionskrankheiten

Die Tierschutzorganisation PETA untersuchte 2013 in einer Studie insgesamt 300 Hunde in einem longitudinalen Design (Längsschnittstudie über ein Jahr hinweg). Im Fokus standen Fragen zur Ernährung der Tiere und zu aufgetretenen Krankheiten. Da keine vergleichende Kontrollgruppe fleischfressender Hunde herangezogen wurde, hatte die Studie einen rein deskriptiven (beschreibenden) Charakter, liefert aber dennoch entscheidende Hinweise. Die Daten zeigten, dass gerade Hunde, die schon mehrjährig vegan bzw. vegetarisch ernährt wurden, eine geringere Anfälligkeit für Infektionskrankheiten aufwiesen.

Gegen die fleischlose Ernährung wurde von Forschern oft der Einwand vorgebracht, dass diese zu einer höheren Alkalinität des Urins der Tiere führt (zu hoher pH-Wert) und dadurch Harnwegsinfekte begünstigt. Die Daten der PETA-Studie widersprechen dieser Annahme, es zeigten sich keine häufigeren Erkrankungsraten. Auffällig waren jedoch die pH-Werte bei den vegetarisch ernährten Tieren. Eine große Zahl der in der Studie untersuchten Hunde hatte tatsächlich einen leicht erhöhten Alkalinitätswert, auch wenn dieser nicht statistisch signifikant zu den vermuteten Harnwegsinfekten geführt hatte. Dennoch empfehlen die Autoren, vegetarisch ernährte Hunde regelmäßig einem Urintest zu unterziehen und bei auftretenden Harnwegsinfekten – neben der medizinischen Behandlung – ergänzend Preiselbeerkapseln zu verabreichen.

Herzprobleme durch Mangelernährung?

Hautprobleme, Arthrose, Verdauungsprobleme oder Geschwulste traten nicht häufiger auf als statistisch zu erwarten gewesen wären. Lediglich bei den Herzproblemen zeigte sich eine mögliche Schwachstelle der vegetarischen Ernährung. Zwölf der 300 untersuchten Tiere hatten Herzprobleme – dies ist statistisch unauffällig. Doch zwischen der Rate der Herzprobleme und der Zeitdauer der vegetarischen bzw. veganen Ernährung konnte ein Zusammenhang festgestellt werden. Alle betroffenen Hunde lebten seit mindestens 4 Jahren vegan bzw. seit mindestens zehn Jahren vegetarisch. Sie litten zumeist unter einer linksseitigen Herzerweiterung, die mit einer zunehmenden Herzschwäche einhergeht. Die Einnahme der Aminosäuren L-Carnitin bzw. Taurin bewirkte bei mehreren der betroffenen Tiere eine Heilung.

Die Autoren der PETA-Studie vermuten einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen L-Carnitin bzw. Taurin und einer genetisch bedingten Neigung zur Entwicklung der linksseitigen Herzerweiterung. D. h. Hunde, die eine Disposition (angeborene Neigung) zu dieser Art der Herzschwäche haben, reagieren sensibel auf den Mangel an L-Carnitin und Taurin und können dann eine Herzerweiterung ausbilden. L-Carnitin wird über Fleisch aufgenommen, etwa Schaf- und Lammfleisch. Taurin wird im Körper aus der Aminosäure Cystein gebildet, die in Schweinefleisch, Hähnchenfleisch und Eiern sowie Lachs enthalten ist. Allerdings enthält auch das konventionelle Dosenfutter zu wenig der Aminosären L-Carnitin und Taurin. Die Proteine werden teilweise bei der Verarbeitung des Fleisches zerstört. Empfohlen wird für alle Hunde eine Tagesdosis von 250 mg Taurin und 250-500 mg L-Carnitin pro 20 kg Körpergewicht, die Halter – in Absprache mit dem Tierarzt – zusätzlich zur veganen oder vegetarischen Ernährung als Nahrungsergänzungsmittel verabreichen sollten.

Vegane Ernährung kann vor Krebs schützen

Es zeigt sich ein negativer Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und der Dauer der veganen oder vegetarischen Ernährung. Kein Hund, der in der PETA-Studie länger als fünfeinhalb Jahre vegetarisch ernährt wurde, litt an einer onkologischen Erkrankung (Krebs). Auch die Wahrscheinlichkeit eines Hypothyroidismus (Schilddrüsenunterfunktion) sinkt laut den Studienergebnissen mit Dauer der fleischlosen Ernährung.

Ein kritischer Punkt kann der Soja-Anteil in der Ernährung sein. Dieser Fleisch-Ersatzstoff ist reich an pflanzlichen Proteinen, wird jedoch oftmals unter hohem Einsatz von Pestiziden angebaut und besitzt hormonell wirksame Bestandteile (Phyto-Östrogene). In der PETA-Studie besaßen die Hunde, die sojafrei ernährt wurden, eine wesentlich bessere Gesundheit als Tiere, die regelmäßig Soja zu sich nahmen. Sie empfehlen daher eine vegetarische bzw. vegane Ernährung, bei der hauptsächlich Hafer, Reis, Brot sowie Nudeln und Erbsen, Bohnen oder Gemüse und Kartoffeln auf dem Speiseplan stehen, jedoch keine Sojaprodukte.

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