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Bei nachstehendem Text handelt es sich um eine Pressemeldung des Bundesverband für Tiergesundheit e.V. Weitere Informationen findet Ihr am Ende des Artikels.
12. Oktober 2021 – Fast zwei Jahre dauern nun schon die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie an. Viele Menschen haben während dieser Zeit entschieden, sich ein Heimtier anzuschaffen. Vor allem Hunde sind in der Gunst der Tierliebhaber gestiegen. So mancher hat an die alltäglichen Herausforderungen, die durch das Zusammenleben mit einem Tier erwachsen, nicht gedacht. Leidtragende sind vor allem die Tiere, aber auch Tierärzte werden vor große Herausforderungen gestellt. Der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) hat sich bei Tierärzten umgehört, wie sie die Coronazeit erlebt haben.
Übereinstimmend haben die Tierärzte festgestellt, dass sich viele Menschen für ein Tier interessiert haben. An erster Stelle standen Hunde. Der Gedanke, mit diesen Corona-konform und aktiv die Freizeit gestalten zu können, übte einen großen Reiz aus. Viele suchten nach Möglichkeiten, sich den Wunsch nach dem eigenen Tier schnell zu erfüllen. Seriöse Hundezüchter konnten und können diese große Nachfrage nicht decken. Deshalb boomen andere Wege wie der Internet-Handel oder Welpenimporte. Nicht immer ist es dabei leicht, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Neben unzureichender Beratung sehen sich Interessierte hier auch unlauteren Praktiken und illegalem Handel gegenüber.
Für die Tiere, aber auch für falsch beratene Tierhalter, kann das ein fatales Ende nehmen. Das bestätigen die Corona-Erfahrungen von Tierärzten. Ihnen begegnet das Dilemma täglich in den Tierarztpraxen. Seltene Krankheiten, die in „Normalzeiten“ keine Rolle mehr in Deutschland spielen, werden diagnostiziert und müssen kostenintensiv therapiert werden. Nicht immer gelingt dies. Während Deutschland seit vielen Jahren als frei von der klassischen Tollwut gilt, haben gerade erst Medienberichte über einen Tollwutfall bei einem aus Südosteuropa stammenden Welpen für Aufsehen gesorgt. Doch Tierärzte warnen auch vor anderen ernsten Krankheiten wie Parvovirose oder Staupe.
Fürs schnelle Geld werden Importwelpen aus dubiosen Quellen auch häufig viel zu früh vom Muttertier getrennt. Oftmals fehlt es an der medizinischen Basisversorgung. Die Tiere sind weder geimpft noch entwurmt oder stammen aus tierschutzwidrigen Haltungsformen. Wer so mit Tieren umgeht, scheut sich auch nicht, gefälschte Papiere vorzulegen. Es kann passieren, dass Chipnummern weder zum Hund noch zum Impfpass passen. Dabei sind Importwelpen keine Schnäppchen. Preise zwischen 1.500 bis 2.000 Euro sind keine Seltenheit.
Solche Vorfälle sind nicht neu, haben sich durch Corona aber deutlich verschärft. Aus einer Praxis ist zu hören, dass der Anteil der Importhunde während der Corona-Hochphase von 15 auf 80 % der neu vorgestellten Tiere gestiegen ist, mit all den beschriebenen negativen Begleiterscheinungen.
Betroffen sind nicht nur Welpen, sondern auch „aufgelesene“ erwachsene Tiere, die aus falsch verstandener Tierliebe hierzulande aufgenommen werden. Hunde, die mehr oder weniger unabhängig vom Menschen in Rudeln „auf der Straße aufwachsen“, kommen im häuslichen Familienverbund nicht gut zurecht. Oft werden sie zu Angstbeißern oder entwickeln neurotische Störungen. Sie lassen sich nur schwer erziehen und überfordern schnell die Tierhalter. Während der Pandemie mussten zudem die Hundeschulen schließen, es fehlten also kompetente Ansprechpartner bei Erziehungsproblemen.
Tierärzte werden „gefühlt täglich“ mit schwierigen Fällen konfrontiert. Hundebesitzer reagieren in diesen Situationen oftmals uneinsichtig gegenüber Aufklärung und sind entsetzt über die Kosten der dann notwendigen Behandlungen. Die Schuld an der verfahrenen Situation suchen sie dann auch beim Tierarzt. Eine Erfahrung aus den Praxen ist, dass viele nach einem ersten Besuch deshalb nicht mehr wiederkommen. Die Beratungssituation wurde zusätzlich erschwert durch die pandemiebedingten hohen Hygieneauflagen für die Praxen.
Die Corona-Situation entspannt sich inzwischen spürbar. Das Ende vom Homeoffice, die neuen Reisemöglichkeiten und zunehmende Freizeitangebote stellen die frischgebackenen Tierhalter nun aber vor die Frage: Wohin mit dem Hund? Oftmals endet die spontane und nicht durchdachte Anschaffung dann im Gang zum Tierheim, die vielerorts bereits an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen sind.
Was raten Tierärzte den Menschen, die sich in der aktuellen Situation trotz allem einen Hund anschaffen möchten?
- Keinesfalls auf dubiose Quellen zurückgreifen, sondern auf seriöse Züchter vertrauen. Auch wenn das bedeutet, etwas länger auf das neue Familienmitglied warten zu müssen.
- Im Vorfeld über Kosten nachdenken, denn jeder noch so gut gehaltene Hund kann krank werden und braucht eine medizinische Grundversorgung wie Impfungen oder Entwurmung.
- Eine Krankenversicherung abschließen.
- Ehrlich die eigene Situation überdenken, ob man den Ansprüchen eines Hundes, auch nach Corona, noch gerecht werden kann.
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