Foto: LSPCA / WTG
Bei nachstehendem Text handelt es sich um eine Pressemeldung der Welttierschutzgesellschaft (WTG). Weitere Informationen findet Ihr am Ende des Artikels.
Berlin, 24. September 2020 – Für viele Menschen vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern ist die Corona-Pandemie bei weitem nicht die einzige gefährliche Infektionskrankheit: So sterben bis heute jedes Jahr zehntausende Menschen, die sich über einen Hundebiss mit der Tollwut infiziert hatten. Besonders stark betroffen sind Kinder und Jugendliche. Der Welt-Tollwut-Tag am 28. September schafft Aufmerksamkeit für die weiterhin hohe Mortalität durch das Tollwutvirus und stellt 2020 besonders das gemeinsame Ziel internationaler Organisationen wie WHO, FAO und OIE in den Fokus: Schon in zehn Jahren soll weltweit kein Mensch mehr an den Folgen einer Tollwutinfektion sterben.
Daniela Schrudde, Tierärztin und Leiterin für Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft, kommentiert, wo die hauptsächlichen Probleme bei der Erreichung dieses Ziels liegen:
„Null Tollwutinfektionen beim Menschen bis 2030: Das ist ein hoch gestecktes Ziel, denn eine Trendwende bei den humanen Todeszahlen ist seit der Jahrtausendwende kaum zu erkennen. Während im Jahr 2000 von geschätzten 50.000 Todesfällen pro Jahr ausgegangen wurde, liegt diese Zahl aktuell bei rund 60.000. Auch wenn man die wachsende Weltbevölkerung berücksichtigen muss, erscheint das Null-Ziel in weiter Ferne. Ob wir uns in den nächsten Jahren zumindest in diese Richtung bewegen, wird sich an der Entwicklung der Fallzahlen bei Hunden entscheiden.
Um die Tollwut nachhaltig einzudämmen, sind flächendeckende Impfungen von Hunden elementar wichtig. Im Gegensatz zu Impfungen beim Menschen setzen sie an der Wurzel des Problems an und sorgen für einen doppelten Schutz: Zum einen für die Hunde, zum anderen aber auch für den Menschen, denn ein geimpfter Hund kann das Virus bei einem Bissvorfall nicht mehr übertragen. Tollwutimpfungen von Hunden sind deshalb ein wichtiger Teil der Streunerschutzprojekte der Welttierschutzgesellschaft – unter anderem in Malawi, Südafrika und Thailand.
Ein Problem bei Massenimpfungen von Hunden ist jedoch die schwierige Datenlage. Für einen lokalen Tollwutschutz müssen etwa 70 Prozent der Hundepopulationen geimpft sein. Doch wie groß diese Populationen sind, ist vielerorts gar nicht genau bekannt. Vor allem Streuner sind meist scheu – sie werden weder gezählt noch geimpft und gehen somit in keine Statistik ein.
Es gilt vor diesem Hintergrund zu prüfen, mit welchen zusätzlichen Maßnahmen Massenimpfungen sinnvoll ergänzt werden können. In einem Pilotprojekt in Malawis Hauptstadt Lilongwe arbeiten wir derzeit daran, dass bei Hundebissen unverzüglich Einsatzteams ausrücken und die Fälle genau untersuchen. Dies geht nur mit Einbindung der Bevölkerung und moderner Datenanalyse, um mögliche Hotspots ermitteln zu können, wo verstärkte Nachimpfungen nötig sind. Ein solches gezieltes Vorgehen kann neue Infektionsherde eindämmen und sich als wichtiger zusätzlicher Baustein zur Eindämmung der Tollwut erweisen.“
Weitere Informationen zum Thema „Tollwut“ der Welttierschutzgesellschaft (WTG):
- „Vaccinate to Eliminate“ – neue Wege bei Tollwutimpfungen
Massenimpfungen von Hunden sind ein wichtiges Mittel zur Verhinderung von Tierleid. Sie ersparen den Tieren die unsagbaren mit der Krankheit verbundenen Qualen und bilden die Grundlage zur Eindämmung der Tollwut. Damit tragen Impfungen auch zu einem besseren Mensch-Tier-Verhältnis bei, denn mit weniger Infektion lässt meist auch die Furcht vor Hunden nach. Die Erfahrung lehrt aber, dass bei großen Impfaktionen hauptsächlich Tiere von Besitzer*innen erreicht werden. Daher müssen neue Wege erprobt werden, wie auch besitzerlose Streunertiere geimpft werden können. Mit einer gezielten Nachverfolgung von vermeintlich tollwütigen Hunden durch sogenannte „Anti-Tollwut-Teams“ begegnet ein Pilotprojekt der Welttierschutzgesellschaft in Malawis Hauptstadt Lilongwe diesem Problem.
https://welttierschutz.org/projekte/streuner/tollwut-malawi/
- Einsatz der Anti-Tollwut-Teams – mit System zum Erfolg
Beißt ein Hund einen Menschen, ist schnelles Handeln erforderlich. Das Tier muss unverzüglich in Quarantäne, um Menschen und andere Tiere vor einer potentiellen Ansteckung zu schützen, aber auch um eine unnötige Tötung des Tiers zu vermeiden, was bei Verdachtsfällen leider häufig und sehr grausam geschieht. Die betroffene Person muss außerdem schnell in ein Krankenhaus zur Nachbehandlung. Die Fotodokumentation zeigt die Arbeit der Anti-Tollwut-Teams in Malawi – von der ersten Meldung eines vermeintlich tollwütigen Hundes bis hin zur Auswertung der gesammelten Tollwut-Daten in Karten und Tabellen.
https://welttierschutz.org/anti-tollwut-teams/
- Tollwut – die wichtigsten Fragen
Was ist Tollwut? Wie verbreitet ist die Krankheit weltweit? Gibt es Heilungschancen? Und wie ist die Situation in Deutschland einzuschätzen? Unsere Faktensammlung beantwortet zentrale Fragen rund um die tödliche Zoonose.
https://welttierschutz.org/themen/tollwut