Foto: © Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V.
Bei nachstehendem Text handelt es sich um eine Pressemeldung des Hamburger Tierschutzvereins. Weitere Informationen findet Ihr am Ende des Artikels.
8. November 2021 – Bei einem spektakulären Polizeieinsatz hat der Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV) gemeinsam mit dem bundesweiten Tierretter Stefan Klippstein in Rahlstedt eine minderjährige Welpenhändlerin überführt. Im Zuge des verdeckten Kaufs durchsuchten Beamte zwei Wohnungen und beschlagnahmten zwei Welpen, die sich nun in der Obhut des Tierheims Süderstraße befinden.
Über eine Annonce bei eBay Kleinanzeigen wurde Stefan Klippstein auf den illegalen Verkauf von Labrador-Welpen aufmerksam und wandte sich an den HTV. Die HTV-Tierschutzberatung (TSB) konnte die Bilder und den Stil des Angebots mit früheren Fällen von illegalem Welpenschmuggel aus Polen und eigenen Ermittlungen in Verbindung bringen. Die Händler sind zudem behördlich bekannt. In diesem Jahr wurden bereits mehrere Welpen aus dem Umfeld sichergestellt und im HTV betreut.
Kranker Welpe kostete 800 Euro
Zu dem vereinbarten Kauftermin erschienen die HTV-Tierschutzberaterin Nicole Hartmann und Stefan Klippstein als Lockvögel. Vor Ort erwartete sie eine junge Frau mit einem Labrador-Mischlingswelpen – in der Anzeige wurde er als reinrassig beschrieben. Der Welpe hatte massiven Flohbefall und röchelte. Außerdem hatte er immer wieder Schluckauf, fühlte sich sehr warm an und seine Augen sahen entzündet aus. Er sollte 800 Euro kosten. Die Verkäuferin berichtete, dass sie häufiger Welpen über eBay Kleinanzeigen und Deine Tierwelt verkaufen würde – aktuell sei noch ein weiterer Welpe da. Sie machte widersprüchliche Angaben zum Verbleib des Muttertieres und würde Welpen schon mit vier bis fünf Wochen von der Mutter trennen – was deutlich zu früh für die Versorgung sowie Entwicklung und Sozialisation der Hunde – und tierschutzwidrig ist.
Zwei Hausdurchsuchungen und ein tätlicher Angriff
Die HTV-Tierschutzberaterin Nicole Hartmann und der bundesweite Tierretter Stefan Klippstein gaben sich zu erkennen und riefen die Polizei. Bei der Aufnahme der Personalien eskalierte die Situation: Die illegale Verkäuferin, die sich als minderjährig herausstellte, griff einen Beamten an und musste mit Handschellen gesichert werden. Befragungen in der Nachbarschaft ergaben, dass sie häufig mit unterschiedlichen Welpen gesehen werde und, dass diese aus Polen gebracht werden würden. Die Tiere seien oft krank. Die Zeugenaussagen führten die Polizei zu zwei Wohnungen, die im Anschluss durchsucht wurden – in einer befand sich ein weiterer Welpe. Die Impfpässe der Hunde waren gefälscht und die Herkunft der Tiere nicht belegbar. Beide Welpen hatten keine gültige Tollwutimpfung und waren jünger als 15 Wochen – sie hätten nicht nach Deutschland eingeführt werden dürfen. Die Hunde wurden wegen Gefahrenabwehr behördlich sichergestellt und in den HTV gebracht. Die Welpenhändlerin, die erkennungsdienstlich registriert wurde, muss sich nun wegen Betrugs und Urkundenfälschung verantworten.
Welpenschmuggel aus Polen: Profitables Geschäft in Hamburg
Den geretteten Hunden Romeo und Julia, die im HTV auf etwa 12 Wochen geschätzt wurden, geht es erfreulicherweise soweit gut. Sie werden im HTV gegen Parasiten behandelt und sind munter. Es wird noch etwas dauern, bis sie frei zur Vermittlung sind. Nicole Hartmann: „Dieser Fall zeigt, wie einfach und lukrativ Welpen nach Deutschland geschafft werden und hier bis zum Verkauf verwahrlosen – ohne jegliche Skrupel und oft ohne langfristige rechtliche Konsequenzen“, kritisiert Nicole Hartmann scharf. Stefan Klippstein mahnt: „Auf den Märkten in Polen werden die Welpen im Alter von nur fünf bis sechs Wochen für maximal 50 Euro verramscht, wie Massenware nach Deutschland verfrachtet und hier für eine immense Gewinnspanne von 800 Euro aufwärts verkauft.“ Der Tierretter ermittelt seit Jahren gegen den tierquälerischen Welpenhandel u.a. in Polen und weiß aus Gesprächen vor Ort, dass viele der Welpen nach Hamburg gehen. Er fährt fort: „Oft sterben die Tiere schon in Polen, weil sie völlig unterversorgt sind, weitere auf dem Weg nach Deutschland oder direkt nach dem Verkauf. Jeder in Hamburg lebende Mensch, der so einen Welpen kauft, gibt den Auftrag für das Elend in Polen.“